Reichelsdorfer Keller und die Radrennbahn
Nürnberg - Ein Ort verliert einen wichtigen Teil seiner Identität
Am 22. Dezember 2022 hat der Stadtplanungsausschuss der Stadt Nürnberg beschlossen, die Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller abzureißen und stattdessen dort eine Wohnbebauung zu errichten. Hier wird eine Struktur geopfert, die den Ortsteil Reichelsdorfer Keller wesentlich geprägt hat. Wir sind es schon gewöhnt, dass Naturräume, landwirtschaftliche Flächen und eine klimaresistente Umwelt dem unersättlichen Bedarf nach immer mehr Wohnraum pro Person untergeordnet werden. Dafür werden in Nürnberg seit Jahrzehnten Bevölkerungsstatistiken verwendet, deren Zuverlässigkeit absurd schlecht ist. Nach den prognostizierten Zuwächse hätte Nürnberg wahrscheinlich schon mehr als 700.00 Einwohner. In Wahrheit hatte Nürnberg nach der Eingemeindung der Außenorte 1972 ca. 515.000 Einwohner. Heute dürften es unwesentlich mehr sein (31.12.2019: ca. 518.300). Beide Daten stammen vom Amt für Statistik und Stadtforschung.
Wir sind der Meinung, dass Wohlstand etwas anderes ist als immer mehr Quadratmeter Wohnfläche pro Person. Dazu gehören erreichbare Naturräume, Gemeinschaften mit sozialen Bindungen und ein Gefühl der Verbundenheit zu seinem Wohnort. Diese Faktoren werden aber alle dem Wohnraum und irgendwelchen Investoren untergeordnet. Es wird Zeit, die Flächennutzungspläne an die Realitäten anzupassen. Das betrifft die Einwohnerzahl, die Vorbereitung auf die Klimaerwärmung und ein gesundes Wohnumfeld.
Übrigens hat es die Stadt Nürnberg mit ihrem Beschluss zur Bebauung der Raderennbahn geschafft, in Bayern beim „Abriss des Jahres“ den ersten Platz zu erreichen. Ein wirklich trauriger Spitzenplatz.