Alle sind gegen die neuen Hochspannungsleitungen
Doch kaum jemand tut etwas dafür, dass wir sie vermeiden können
Ich möchte vorausschicken, dass ich auch gegen die gigantische Aufrüstung der Stromtrasse bin. Sie ist ein Symbol für klimapolitisches Fehlverhalten und das wird fatale Folgen nach sich ziehen.
Aber man muss ganz klar sagen, dass der Verzicht auf diese Aufrüstung der Leitung Konsequenzen hätte. Auf diese Konsequenzen weißt uns von den politisch Verantwortlichen niemand hin.
Die Bundesnetzagentur wurde (vereinfacht gesprochen) von der Großen Koalition beauftragt, die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom sicherzustellen. Die Firma Tennet wiederum wurde von der Bundesnetzagentur beauftragt und macht ihre Arbeit. Alle nachrangigen Institutionen und Firmen richten sich also nach den Vorgaben und Planungen der Regierung. Die Regierung möchte zwar die Klimaziele erfüllen, aber ist zu feige den Menschen reinen Wein einzuschenken. Sie will die Mobilität auf E-Fahrzeuge umstellen, die Heizungen auf Wärmepumpen und gleichzeitig Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke abschalten. Vereinfacht gesagt: Deutschland will viel mehr Strom verbrauchen und viel weniger Strom produzieren. Das ist schlichtweg absurd.
Kleines Beispiel gefällig: Ein E-Auto verbraucht ca. 20 kWh auf 100 Kilometern, also bei 15.000 Kilometern Fahrleistung im Jahr in etwa das, was ein Zweipersonenhaushalt an Strom benötigt. Das muss man nur mal auf 45 Millionen PKW hochrechnen, die aktuell in Deutschland unterwegs sind. Da kommt also der Strombedarf von 45 Millionen Zweipersonen-Haushalten dazu. Ebenso ist es bei den Heizungen. Auch hier wird für Wärmepumpen zukünftig wesentlich mehr Strom benötigt als bisher für Öl- und Gasheizungen.
Regenerative Energien werden nach durchgehender Meinung von allen Experten viel zu wenig ausgebaut. In Bayern sind 2019 und 2020 jeweils 7 neue Windräder in Betrieb gegangen. Das ist lächerlich wenig. Das sollte auch ein Landtagsabgeordneter wissen, der in der ersten Reihe der Stromtrassengegner steht und gleichzeitig mit seiner Partei den Ausbau der Windenergie verhindert. Bei der Photovoltaik hat die Regierung deutschlandweit mit bürokratischen Hürden den Ausbau gebremst. Wie soll dezentrale regionale Energieversorgung aussehen, wenn man diese beiden Energiequellen lahmlegt? In Deutschland und ganz besonders in Bayern droht auf absehbare Zeit eine riesige Stromlücke. Die lässt sich nur auf zwei Arten verhindern, entweder
1) durch einen ambitionierten regionalen Ausbau der regenerativen Energien UND durch die Entwicklung und den Einsatz von Stromspeichern UND durch massives Energiesparen, oder
2) durch Stromimporte und europaweiten Stromhandel mit Höchstspannungsleitungen.
Energiesparen bedeutet zum Beispiel im Bereich Verkehr
a. kleine und leichte Fahrzeuge
b. möglichst wenige Fahrzeuge
c. möglichst wenig Fahrkilometer
d. Tempolimit (denn doppelt Geschwindigkeit kostet vierfache Energiemenge)
Wie sich von Autoherstellern gesponserte Parteien und Abgeordnete entscheiden werden ist absehbar. Und deshalb werden wir entweder die Hochspannungsleitungen bekommen oder öfter einmal einen Stromausfall. Sie halten das für unvorstellbar? Sollten Sie aber nicht: schon 2023 wird die gesicherte Leistung unserer Kraftwerke nicht mehr die Jahreshöchstlast abdecken, d.h. wir brauchen Strom aus dem Ausland, damit das Netz nicht zusammenbricht (Quelle: Akademie Bergstraße: Stromversorgung in Deutschland akut gefährdet, Dezember 2020).