Pressemitteilung
Ökologische Stadterneuerung? Auf dem ehemaligen Kohlenhofgelände jedenfalls nicht.
Pressemitteilung des Bündnis gegen den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges
Nürnberg hat einen Klima(schutz)fahrplan, einen Masterplan Freiraum, einen Masterplan Mobilität, einen Mobilitätsbeschluss und sicher noch viele Pläne mehr. Im Klimaplan geht es sowohl um präventive Strategien zum Klimaschutz, als auch um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Unter der Überschrift „Erste Umsetzungsschritte“ werden explizit für die Nürnberger Weststadt die hohe Baudichte, die starke Versiegelung und der Mangel an erreichbaren Grünflächen kritisiert. Der Masterplan Freiraum hat das Ziel „die Grün- und Freiraumsituation nachhaltig zu verbessern“. Im Masterplan für die Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität in Nürnberg heißt es klar, dass für eine dauerhafte Reduzierung des Kfz-Verkehrs „allein die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes und zur Förderung des Radverkehrs oder der Intermodalität“ nicht genügen. „Wenn diese Maßnahmen nicht flankierend mit Kapazitätsreduzierungen für den Kfz-Verkehr einhergehen, werden erfahrungsgemäß freiwerdende Kapazitäten schnell wieder durch räumliche und modale Verlagerungen, insbesondere durch Pendler aus dem Umland, aufgefüllt.“ Der jüngste der Pläne ist der Mobilitätsbeschluss: „Erklärte Absicht ist es, den Anteil der Verkehrsarten des Umweltverbundes am Verkehrsaufkommen deutlich zu erhöhen.“
Für Ludwig Hager, Vertreter der ÖDP im Bündnis gegen den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges, sind all diese solide erarbeiteten Grundlagen der Fachämter und Bürgerinitiativen wertlos, solange sie bei den Realentscheidungen nicht befolgt werden: „Ganz besonders dann, wenn es um die heilige Kuh Frankenschnellweg geht, werden von der Rathauskooperation Vernunft und alle gute Vorsätze reflexartig ignoriert.“
Im Jahre 2006 wurden unter Beteiligung der Öffentlichkeit Pläne für das ehemalige Kohlenhofareal gemacht. In der Zwischenzeit wurden diese stark verändert, unter anderem verursacht durch Änderungen an der Planung des kreuzungsfreien Ausbaues des Frankenschnellweges. Einen Grünflächenausgleich für Gostenhof-Ost sehen die aktuellen Planungen nicht mehr vor. Stattdessen werden aktuell die ersten zwei Fahrspuren der südlich parallel zur heutigen Kohlenhofstraße verlaufenden Emmy-Noether-Straße gebaut. Für Harald Kipke, Professor für das Fachgebiet Verkehrs- und Stadtplanung an der Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule Nürnberg ist der Zusammenhang zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges offensichtlich. Da die den Verkehr in Richtung Innenstadt aufnehmende Steinbühler Straße voraussichtlich weiterhin und vielleicht sogar mehr noch als heute zur Rushhour überlastet sein wird, dient die Emmy-Noether-Straße vor allem zur Aufnahme des Rückstaus der PKW, um zu verhindern, dass diese sich bis in den Frankenschnellwegtunnel zurückstauen.
Über die Emmy-Noether-Straße sind kaum Querungen vorgesehen. Stattdessen soll in ihrem gesamten Verlauf eine sechs Meter hohe Schallschutzwand entstehen. Damit wird das neue Kohlenhofareal von Gostenhof abgeriegelt. Bettina Klose vom Vorstand der Bund Naturschutz Kreisgruppe Nürnberg meint: „Am Kohlenhof hat sich niemand die Mühe gemacht, auch nur ansatzweise Autoverkehr zu reduzieren. Nicht einmal die sehr wichtigen Grünstreifen mit durchgehenden Straßenbaum-Reihen wurden in der Sophie-Germain-Straße realisiert, nur damit statt klimaverbessernder Bäume auch VOR dem Park-Hochhaus mit 800 Stellplätzen noch weitere Autos an die Straße „gepflanzt“ werden können.“
Das Bündnis gegen den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges fordert einen Stopp aller mit dem kreuzungsfreien Ausbau verbunden Planungen und eine neue Bürgerbeteiligung für das ehemalige Kohlenhofgelände. Zusammen mit der BauLust Initiative für Architektur & Öffentlichkeit e.V. und dem FUSS e.V. wird am Freitag, 29. Juli von 15:00 bis 18:00 Uhr vor Ort zu einer Kundgebung eingeladen. Treffpunkt: Sophie-Germain-Straße gegenüber der Gartenstraße.