Pressemitteilung
ÖDP-Stadtrat distanziert sich von Pressemeldung der "Bunten": "Liebeserklärung zur Nordspange ist nicht die gemeinsame Haltung der Ausschussgemeinschaft!"
Schrollinger: "Neoliberales Wachstumscredo ist längst überholt."
NÜRNBERG / Gegenüber der jüngsten Stellungnahme der beiden
Stadträte Prof. Hartmut Beck (FW) und Utz Ulrich (FDP) (PM vom 12.01.)
geht deren Kollege in der Ausschussgemeinschaft Thomas Schrollinger
(ÖDP) deutlich auf Distanz: "Diese Liebeserklärung zur Nordspange ist
nicht die gemeinsame Haltung der Ausschussgemeinschaft! Meinen Kollegen
war immer klar, dass ich in dieser Sache eine andere Meinung
vertrete. Diese Pressemeldung ohne Rücksprache mit mir ist einfach nur
ärgerlich." Schrollinger hält die Argumentation der beiden
Stadtratskollegen für "allzu oberflächlich". Auf das von Beck und Ulrich
vorgeschobene Finanzierungsargument meint der Ökodemokrat: "Der
geschenkte Gaul, dem meine Kollegen nicht ins Maul schauen wollen, wird
sich im Fall Nordanbindung sehr bald als Trojanisches Pferd erweisen.
Das neoliberale Wachstumscredo redet einer Ideologie das Wort, die
mittlerweile aufgrund der zum Teil sehr schmerzhaften Erkenntnisse
längst überholt ist. Das hat vielleicht vor sechzig Jahren viele
beeindruckt, aber den Herausforderungen des Jahres 2010 kann diese
Haltung nicht mehr gerecht werden. Der alte Wirtschaftsgrundsatz
`Wachsen oder Weichen` zeigt ja immer mehr sein brutales Gesicht in den
ökologischen und ökonomischen Krisen unserer Zeit. Das hat nichts mehr
mit verantwortungsvollem Umgang mit unseren Ressourcen zu tun. Die
Beschwörung des Wachstums ist letztlich Teil einer hinterwäldlerischen
Politik, die versucht mit alten Instrumenten neue Herausforderungen zu
bewältigen. Das kann und wird nicht funktionieren. Heute ist der
richtige Ansatz nicht das `immer Mehr´ sondern das ´immer besser´! Das
gilt auch für unsere Stadtentwicklung in Nürnberg. Wir dürfen uns nicht
selbst unsere letzten natürlichen Ressourcen kaputt machen, sondern wir
müssen in deren Schutz investieren. Letztlich spitzt sich die
Auseinandersetzung um die Nordanbindung auf die Frage zu: Wer braucht
sie wirklich und wer bezahlt sie wirklich zu welchem Preis? Als
Nürnberger Stadtrat vertrete ich nun einmal in erster Linie die
Interessen der Nürnberger Bürgerinnen und Bürger. Und die haben einen
berechtigten Anspruch darauf, dass unsere Stadt nicht nur Arbeitsplätze
bietet sondern auch lebenswerter Wohnraum bleibt. Der Streit um die
Nordanbindung ist letztlich ein Paradebeispiel für den
Paradigmenwechsel, der sich allmählich doch durchzusetzen scheint: Nach
der Expansion auch in der Fläche zählt heute die Steigerung der
Lebensqualität. Und da haben wir auch in Nürnberg zu investieren in eine
Infrastruktur für Bildung, Forschung und Erziehung und in den Schutz
unseres natürlichen Lebensraumes, für den auch der Sebalder Reichswald
eine nicht unwesentliche Rolle spielt."