Pressemitteilung
Drastische Klimaveränderungen in Nürnberg
ÖDP fordert Neuplanung am Kohlenhofgelände
In der Umweltausschusssitzung am Mittwoch 21. Juni 2023 steht der Bericht zu den Klimaveränderungen in Nürnberg auf der Tagesordnung. Sehr klar erkennbar zeigen die Daten der letzten Jahre, dass die Stadt heißer und trockener wird. So war das Jahr 2022 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1934 mit zwei Hitzewellen im Juli und August, bei denen gar eine Tagesmaximaltemperatur von 38,4°C gemessen wurde. Große Temperaturunterschiede werden an den beiden Messstationen Flughafen und Jakobsplatz gemessen, dies zeigt deutlich: je zentraler und dichter bebaut, desto heißer. im Bericht heißt es dazu: „Am Jakobsplatz wurden jeweils 12 Sommertage (>25°C), 15 heiße Tage (>30°C) und 3 Wüstentage (>35°C) mehr verzeichnet als am Flughafen.“
Gleichzeitig nimmt die Gefahr von Starkregenereignissen zu: 2022 regnete es zwei Mal so stark, wie es rechnerisch nur alle 100 Jahre vorkommen dürfte, am 26.08. hatte die Feuerwehr 164 unwetterbedingte Einsätze zu fahren.
Aufgrund der besonders ungünstigen Prognosen für die Großstadt Nürnberg bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels wird rasches Handeln und wirkungsvolles Gegensteuern immer dringlicher. So heißt es in der Vorlage, „... dass die Weiterentwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen weiterhin höchste Priorität haben muss.“ Dazu gehören Projekte zur Begrünung insb. in den stark versiegelten und verdichteten Stadtteilen konsequent umzusetzen. Kaltluftleitbahnen müssen gesichert und von Bebauung freigehalten werden. Der Umgang mit der Ressource Fläche im Hinblick auf die Aufteilung von bebauten Flächen, von Grün- und Freiräumen sowie Verkehrsflächen muss neu gedacht und an die Folgen des Klimawandels angepasst werden.
Dies veranlasste die Stadratsgruppe der Ökologisch-Demokratischen Partei ÖDP einen Antrag zu stellen, der den Auftrag enthält, diese Erkenntnisse an einem ganz konkreten Gebiet, dem Kohlenhofgelände umzusetzen.
Das im Mai 2014 fertiggestellte Stadtklimagutachten stellt den Kohlenhof sowie die angrenzenden Bereiche von Gostenhof und Tafelhof als „Siedlungsräume mit hoher bioklimatischer Belastung“ dar. Die Planungshinweiskarte sieht für diese Bereiche vor: „Keine weitere Verdichtung, Verbesserung der Durchlüftung und Erhöhung des Vegetationsanteils. Erhalt aller Freiflächen, Entsiegelung und ggf. Begrünung von Blockinnenhöfen.“
Weiterhin ist dem Stadtklimagutachten zu entnehmen, dass für den Luftaustausch dieses stark verdichteten Innenstadtbereiches die Kaltluftleitbahn von Osten vom Schmausenbuck her bedeutsam ist. Dort strömt Kaltluft über den Hauptbahnhof entlang der Hauptgleistrasse nach Westen in Richtung ehemaligem Güterbahnhof.
Für dieses Gebiet der größten Innenstadt-Entwicklungsfläche wurden solche Ziele und Vorgaben jedoch nicht zur Anwendung gebracht. Die geplante Bebauung wurde offenbar lediglich nach stadtgestalterischen Aspekten bewertet und für passend befunden. Eine nahezu vollflächige Versiegelung und eine erhebliche Zunahme der Baumasse am Kohlenhof gegenüber früher, wie sie der aktuelle Masterplan vorsieht, stellt eine immense Belastung für die angrenzenden Quartiere dar, die die Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung noch über die Klimawandelfolgen hinaus zusätzlich erhöht. Auch für tausende künftiger Beschäftigter in den bereits errichteten und noch vorgesehenen Bürogebäuden auf dem Areal ist eine Aufheizung und Hitzestau durch intensive Bebauung und hohe Baudichte eine Gesundheitsgefahr.
ÖDP-Antrag: „Die Verwaltung nimmt umgehend das ruhende Bebauungsplanverfahren 4535 Kohlenhof wieder auf, um weitere Bauvorhaben auf der Grundlage einer eingehenden klimatischen Untersuchung bewerten und den stadtklimatischen Belangen sowie dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung Rechnung tragen zu können.“
Die umweltpolitische Sprecherin der ÖDP-Stadtratsgruppe, Inga Hager meint dazu: „Hier können wir nun beweisen, dass wir die Auswirkungen der Klimakrise erkennen und nicht nur bereit sind umzudenken, sondern tatsächlich unmittelbar Taten folgen lassen. Ein Weiter-wie-bisher darf es angesichts der dramatischen Entwicklungen nicht geben.“