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Pressemitteilung

Brauchen wir die Aufrüstung der Juraleitung?

Kritischer Vortrag zur geplanten Aufrüstung der Juraleitung, organisiert von der Kornburger Bürgerinitiative und der Kornburger Ortsgruppe des bayerischen Bauernverbandes

Dörte Hamann, die Sprecherin des „Aktionsbündnis Trassengegner“ referierte im Saal des Gasthauses Grüner Baum in Kornburg über den geplanten Ausbau der Juraleitung zwischen Raitersaich und Landshut. Die Referentin beschäftigt sich seit mehr als acht Jahren kritisch mit den neuen Stromtrassen und kann aus einem umfangreichen Wissensschatz schöpfen.

Juraleitung dient dem Stromhandel und nicht der Versorgungssicherheit

Der Umbau der Energieversorgung muss auf verschiedenen Ebenen stattfinden und wesentlich ist dabei der Ausbau und Umbau des Verteilnetzes. Die Übertragungsnetze, zu denen die Juraleitung zählt, haben für die Energiewende bei Weitem nicht die Bedeutung, die ihnen zugeschrieben wird. Stattdessen dienen die Übertragungsnetze in erster Linie dem Europäischen Stromhandel. Auch nach offiziellen Quellen steht fest, dass hier erst einmal nicht unbedingt Wind- oder Solarstrom übertragen wird, sondern Kohle- und Atomstrom. Das Oligopol in Deutschland aus den vier Netzbetreibern (einer davon ist TenneT) und den vier großen Stromkonzernen als Pendant wollen mit dieser Infrastruktur langfristig die eigenen Gewinne sichern sowie eine bürgernahe und demokratische Energieversorgung unterbinden.

Der geplante Ausbau ist extrem teuer

Es entstehen enorme Kosten aufgrund der für eine risikolose Investition viel zu hohen Renditen. Diese Kosten werden die Bevölkerung und die Wirtschaft schultern müssen. Wenn TenneT jetzt bei der Unterquerung von Katzwang für die gut 2 Kilometer Leitung einen dreistelligen Millionenbetrag vergräbt, dann wird dieser mit mehr als sechs Prozent verzinst und ist damit eine extrem lukrative Geldanlage für diesen Konzern. Bezahlt wird dieser Garantiezins von den Stromkunden. Die ersten Auswirkungen dieser Fehlplanung sind schon spürbar. Bis Ende letzten Jahres musste man für jede Kilowattstunde Strom noch 3 Cent als Netzentgelt zahlen. Im Januar wurde das auf 6 Cent verdoppelt. Bis zum Jahr 2030 ist allein für das Netzentgelt mit 24 Cent pro Kilowattstunde Strom zu rechnen. Damit wird auf unserer Stromrechnung das Netzentgelt bald wesentlich mehr kosten als die eigentliche Stromerzeugung.

Deutschland - jetzt auch noch Stromtransitland

Deutschland wird zukünftig nicht nur ein Transitland für den Verkehr sein, sondern nach der Aufrüstung auch für den Strom. Und wir werden die vollständigen Kosten für die Bereitstellung des Netzes tragen. Wenn Italien zukünftig in Dänemark Windstrom einkauft, dann bezahlen nicht die Stromhändler den Transport, sondern die Anlieger der Leitungen. Ebenso wenn Frankreich bei den absehbar zunehmend häufigeren Hitzewellen die eigenen Atomkraftwerke abschalten muss und entsprechend in Tschechien Atomstrom einkauft. Nur 30 Prozent der übertragenen Energie wird auch in Deutschland gebraucht. Übertragen auf den Verkehr wäre das so, dass wir Deutschen die Autobahnen zu 100 Prozent bezahlen, aber 70 Prozent der Nutzer gar nicht aus Deutschland kommen.

Risikolose Rendite für TenneT, kein Cent für die Anlieger

Für die Anlieger der Stromtrassen fällt kein Cent ab, obwohl sie mit der Verunstaltung der Heimat und den ökologischen Zerstörungen vor der eigenen Haustür die ideellen Lasten tragen. Die Landwirtschaft in den Bereichen mit den neuen Strommasten wird massiv betroffen durch die Bodenzerstörungen während der Baumaßnahmen und durch dauerhafte Beeinträchtigungen in der Bewirtschaftung. Fruchtbarer Boden entsteht über Jahrtausende und wird durch Verdichtung und Umschichtung dauerhaft gestört oder zerstört. Einige Beispiele für den verantwortungslosen Umgang mit den Böden bei Maßnahmen von TenneT wurden während des Vortrags mit Bildern belegt.

Hoffnung auf eine Wende

Doch es besteht die Hoffnung, die inzwischen überholte Planung von vor mehr als zehn Jahren zu stoppen. Zum einen entwickelt sich seit 2017 der Stromverbrauch in Deutschland entgegen allen Vorhersagen nicht nach oben, sondern nach unten. Zum anderen muss auch die Wirtschaft die gigantischen Kosten für das Oligopol mit bezahlen und wird angesichts der aktuell geschätzten Investitionskosten von 320 Mrd. Euro zunehmend nervös. Zum dritten gibt es alternative Szenarien, die eine sichere und günstigere Stromversorgung auf dezentraler Basis aufzeigen.

Die Energiewende ohne diesen überdimensionierten Netzausbau wäre günstiger, demokratischer, umwelt- und bürgerfreundlicher. Dafür wären der sofortige Ausbau der Verteilnetze, die Errichtung von neuen Windenergieanlagen auch in Bayern sowie Investition in Energiespeicher statt in Stromhändler nötig.

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